Richtig Lüften



Natürlich kennen wir die Klagen einiger Kunden: Die Wände seien feucht; im Schlafzimmer, in der Küche oder im Bad. Das ist unangenehm; wir verstehen solche Reaktionen voll und ganz. Selbstverständlich muss das abgestellt werden! Vielleicht kommt die Feuchtigkeit von außen. Viele Kunden vermuten das. Wenn dieses der Fall ist, so liegt der Fehler in der Baukonstruktion und wir werden in solchen Fällen sofort Baufachleute beauftragen, den Schimmel zu beseitigen. Allerdings ist ein Fehler in der Baukonstruktion nur in den seltesten Fällen die Ursache. Weitaus häufiger kommt die Feuchtigkeit vom Innenraum her. Wie ist so etwas möglich?

Etwas Physik
Luft enthält immer Wasser in Form von unsichtbarem Wasserdampf. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte Luft. So kann zum Beispiel 1 cbm Luft von 0° Celsius eine Höchstmenge von nur 5 g (= 5 ccm) Wasserdampf enthalten. Ist die Raumtemperatur höher, kann die Luft mehr Wasser aufnehmen: So steigert sich der Wasseranteil bei 20° Celsius bereits auf 17g, bei 30 ° Celsius schon auf 30 g pro cbm. Höchstmenge heißt: Wenn diese Wassermenge in der Luft enthalten ist, dann nimmt sie weiter keine Feuchtigkeit in Form unsichtbaren Wasserdampfes mehr auf; sie ist “satt”. Deswegen spricht man von “gesättigter” Luft. Die Wetterfrösche sprechen von “relativer Luftfeuchtigkeit”. 100 % relative Luftfeuchtigkeit heißt: In einem cbm Luft von soundsoviel Grad ist die jeweilige “Höchstmenge” enthalten. 50 % relative Luftfeuchtigkeit heißt: In einem cbm Luft ist erst die Hälfte der möglichen Höchstmenge enthalten. Es paßt also noch mehr hinein! Rechnen wir einmal zusammen: Das Schlafzimmer hat 15 qm und ist 2,50 m hoch. Da hinein passen dann rund 38 cbm Luft. Hat die Luft eine Temperatur von 23 ° Celsius, dann schwebt in Ihrem Schlafzimmer (bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit) fast 1 Liter Wasser. Gerät nun solche “wassergeladene Luft” - wie im Winter und den kühlen Übergangszeiten - an eine kalte Fensterscheibe, dann kondensiert der Wasserdampf an der Scheibe zu sichtbarem Wasser und friert fest.

Grundsätzliche Hinweise für eine trockene Wohnung
Die Wohnung in der Heizperiode nicht auskühlen lassen. Möglichst nicht unter 17° Celsius absenken, auch dann nicht, wenn Sie nicht zu Hause sind. Es kann Stunden dauern, die ausgekühlten Wände wieder aufzuwärmen. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte in den Wohnräumen nicht mehr als 65 % betragen. Dies kann mit einem preiswerten Luftfeuchtigkeitsmesser (Hygrometer) überprüfen. Möbel wie Schränke und Sofas möglichst nicht an die Außenwände stellen. Natürlich, das läßt sich nicht immer vermeiden: Dann lassen Sie doch bitte einen Zwischenraum von ca. 5 cm. Die warme Luft kann dann auch hier vorbeistreichen, Feuchtigkeit aufnehmen, wegtransportieren. Die Räume, die sich an der Nordseite Ihrer Wohnung befinden, kühlen im Winter besonders stark aus. Achten Sie darauf, dass diese Räume etwas stärker beheizt werden als die südlichen. Sorgen Sie aber dafür, dass sich die Temperaturen von Raum zu Raum so gering wie möglich unterscheidet.

Und ein ganz wichtiger Tip am Schluß
Die “Stoßlüftung”. Wenn Sie jeden Tag ein- oder zweimal die Fenster Ihrer Wohnräume fünf bis zehn Minuten weit öffnen und die feuchte und warme Luft gegen die trockene und kühle Außenluft ersetzen, dann ist das die beste Vorbeugemedizin gegen feuchte Wände.

Schimmel im Keller
Falsches Lüften verursacht im Sommer häufig Feuchtigkeits- und Schimmelschäden. Betroffen sind vor allem Kellerräume. Während der kalten Jahreszeit werden sie dicht verschlossen gehalten, um ein zu starkes Auskühlen zu verhindern. Mit den ersten heißen Tagen beginnen Hausbesitzer dann die Kellerräume durchzulüften, um den typischen Kellergeruch zu vertreiben. Dabei stehen Fenster und Türen meist den ganzen Tag über offen. Statt eines trockenen Kellers erreicht man damit allerdings genau das Gegenteil: Bei besonders heißem Wetter scheinen die Wände förmlich zu schwitzen.

Das Problem ist die so genannte Sommerkondensation, deren Wirkungsprinzip aus einem ganz anderen Zusammenhang bekannt ist: Nimmt man im Sommer eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank, bilden sich an der Flasche Tauperlen. Der Grund: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern als kalte. Kühlt die warme Zimmerluft also an der Flasche ab, wird Feuchtigkeit frei und in Form von Wasser sichtbar. Das Gleiche gilt für Kellerräume. Wenn die warme Sommerluft beim Lüften in den kühlen Keller strömt, kondensiert die überschüssige Feuchtigkeit an den Wänden und es entsteht ein unbehagliches, feuchtes Raumklima - die Grundlage für Schimmelbildung.

Um Kondenswasser in Kellern zu vermeiden, sollte man nur lüften, wenn die Außentemperatur niedriger und die Außenluftfeuchtigkeit geringer ist als im Keller.

Verbrauchertipps für einen trockenen Keller

Wenn ein Keller gut isoliert ist und trockene Außenwände hat, lässt sich Sommerkondensation durch richtiges Lüften vermeiden:

1.     An besonders heißen Sommertagen tagsüber gar nicht lüften, sondern gezielt morgens und abends, wenn es noch nicht bzw. nicht mehr so warm ist.

2.     An kühleren Sommertagen den Keller im Idealfall mehrmals am Tag für etwa 10 bis 15 Minuten durchlüften.

3.     Wenn im Keller Wäsche gewaschen, getrocknet oder gebügelt wird, immer wieder kurz und kräftig durchlüften.

4.     Möbel, besonders große Schränke, nicht direkt an die Außenwand des Kellers stellen, damit die Raumluft ausreichend zirkulieren kann.

5.     Selten benutzte Kellerräume auch im Winter nie ganz auskühlen lassen, sondern leicht temperieren und täglich kurz lüften.


Neben der Sommerkondensation - die sich durch richtiges Lüften  vermeiden lässt - können feuchte Kellerwände aber auch andere Ursachen haben. Bei mangelhafter Außenabdichtung kann beispielsweise Bodenfeuchtigkeit seitlich in die Wände eindringen. Fehler bei der Bauplanung und -ausführung können der Grund für aufsteigende Feuchtigkeit in der Wand sein. In beiden Fällen handelt es sich um ernsthafte Schäden, die durch Lüften nicht zu beheben sind. Generell sollte immer ein Fachmann hinzugezogen werden, der durch eine genaue Analyse die Ursache der Feuchtigkeit bestimmen und die entsprechenden Maßnahmen zur Sanierung vorschlagen kann.